·

"Weil's sinnvoll und nötig ist!"

Auch in Corona-Zeiten ist die Bereitschaft zum Blutspenden groß - Rekordbeteiligung in Kösching

"Weil's sinnvoll und nötig ist!" von Sebastian Kügel, Donaukurier Eichstätt

Kösching - Mit 160 Spendern - 140 angemeldeten und 20 kurzentschlossenen - wurde in der Schule in Kösching am Donnerstag ein neuer Rekord in Sachen Blutspenden aufgestellt.

n Corona-Zeiten hat die Bereitschaft, sich den roten Lebenssaft abzapfen zu lassen, offenbar sogar noch zugenommen.

Anna Huber (23) und ihre Schwester Sophia (22) wollen heuer zum ersten Mal Blut spenden. Nachdem sie sich bei Sabine Ring von der Sanitätsbereitschaft Kösching mit ihren Personalausweisen angemeldet und eine zweiseitige "Information zur Aufklärung und zur Einwilligung für Vollblutspender" sowie einen Gesundheitsfragenbogen gelesen und ausgefüllt haben, müssen die beiden Schwestern kurz für den Hämoglobintest anstehen. "Unser Opa hatte erst eine schwere Operation, bei der er Blutkonserven bekommen hat", antwortet Anna auf die Frage, was sie zur Erstspende motiviert hat. Außerdem gingen ihre Eltern regelmäßig zum Blutspenden. "Und man weiß ja allgemein, dass Blutspenden wichtig ist", erklärt sie noch, während ihre Schwester Sophia - "sie hat mich dazu gebracht, aber jetzt ist sie nervöser als ich", verrät Anna - , schon tapfer die rechte Hand unter einer Plexiglasscheibe hindurchstreckt, um sich für die Bestimmung des Hämoglobinwerts in den Finger piksen zu lassen. "Wir brauchen vier Tropfen Blut von Ihnen", sagt der Mitarbeiter des Blutspendedienstes, während er die Fingerkuppe des Mittelfingers mit dem Skalpell anritzt. Das Ergebnis: Bei beiden passt der HB-Wert und beide haben dieselbe Blutgruppe. "Die wird jetzt zwar auf ihre Probe geklebt, aber im Labor noch mal genau ermittelt", erklärt der Pikser, und schon geht es weiter zum Arztgespräch, das für Anna mit einer Überraschung endet: "Ich darf nicht spenden, Papa, wegen einer Impfung", ruft sie hörbar enttäuscht ihrem Vater Karl zu, der schon fertig ist und gerade seinen Laufzettel in die Box am Ende des Spende-Rundwegs gesteckt hat. Vereint drücken beide dann aus einiger Entfernung Sophia die Daumen, der man die Anspannung an der Gesichtsfarbe ansehen kann.

Routine hat dagegen schon Hans-Peter Veith. Der 29-Jährige lässt sich gerade zum 15. Mal Blut abzapfen. Er habe den Eindruck, dass jetzt mehr junge Leute zum Blutspenden gingen, sagt der gebürtige Appertshofener, der schon mit 18 über seine Eltern zum Blutspenden gekommen ist. Ob es daran liegt, dass die Leute wegen Corona mehr Freizeit haben, kann er nicht bestätigen. "Ich nehme mir die Zeit, weil's sinnvoll und nötig ist", sagt Veith, während er eine Packung Papiertaschentücher knetet, um das Blut schneller durch die dünne Kanüle zu pumpen.

Ingrid Wachter macht das zwar auch, bei ihr wär's aber gar nicht notwendig, so schnell füllt sich der Spendebeutel mit 500 Milliliter Lebenssaft. "Dabei bin ich bei meiner ersten Spende in den 80er-Jahren schon nach dem Fingerpiks ohnmächtig geworden", erzählt die 58-Jährige lachend. Erst nach einem Aufruf in ihrer Firma hat sie vor 20 Jahren einen zweiten Versuch gewagt und ist seither regelmäßig dabei. "Aber hinschauen kann ich beim Stechen bis heute nicht", gibt sie gerne zu.

Unter Corona-Bedingungen ist die Köschingerin jetzt schon zum dritten Mal dabei. Beim ersten Mal sei man noch eine Stunde in den Gängen gestanden, aber jetzt sei mit den Online-Terminen "alles super", betont sie: "Nach fünf Minuten war ich auf der Liege! " Als Geschenk wird sie sich "ein Flascherl Wein" mit nach Hause nehmen. Statt der heißen Wiener gibt es die Würstl jetzt kalt als Lunchpaket dazu. Das gewohnte Zusammensitzen vermisst Wachter aber nicht. Im Gegensatz zu Karl Huber. Während er auf seine Töchter wartete, hat sich der 64-jährige Hobbykoch am Tisch von Christine Liefelt von der BRK-Bereitschaft eine Flasche Rapsöl ausgesucht. Die Wiener nimmt er zwar mit. "Aber geselliger war's mit der warmen Brotzeit", sagt Huber. "Da hat man sich mit Bekannten zum Ratschen getroffen. "

Ingrid Wachter hat sich schon den nächsten Spendetermin in Kösching am 14. Juli im Kalender eingetragen. "Denn man soll ja vorher viel trinken. " Dass sie dann wieder dabei sein wird, ist keine Frage: "Wenn man mal selber eine Blutkonserve braucht, ist man froh drum! " Karl Huber kann das nur bestätigen: "Und außerdem soll so ein Aderlass ja auch gesund sein! "

"Das Virus ist nicht durch Blut übertragbar"

Kösching - „Blutspenden müssen auch in Corona-Zeiten sein, wo kriegt man denn sonst das Blut her“, sagt Andrea Hörauf vom BRK-Kreisverband Eichstätt. Sie organisiert die ehrenamtlichen Helfer, die sich um Anmeldung und Versorgung der Blutspender kümmern. Bei den Spendewilligen wird zwar die Temperatur gemessen – zur Sicherheit der anderen und des Personals –, aber einen Corona-Test gibt es nicht. „Das Virus ist nicht durch Blut übertragbar“, erklärt Gerd Weideneder,  der als Honorararzt für den Blutspendedienst die Leitung vor Ort hat. Zugleich weist er darauf hin, dass alle Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts umgesetzt würden: Plexiglasscheiben trennen bei Anmeldung, HB-Test und Arztgespräch Personal und Blutspender, die inzwischen FFP2-Masken tragen müssen. Zwischen den Liegen wird auf den Mindestabstand geachtet, und die Besucher sind auf einem Rundweg unterwegs, damit sie sich nicht begegnen. 
Die größte Wirkung hat aber wohl die Online-Anmeldung, da dadurch Wartezeiten vermieden werden. „Große Ansteckungsgefahr besteht immer, wenn Leute länger als 15 Minuten zusammen sind“, betont Weideneder. „Die Terminreservierung kommt gut an und wird beibehalten“, sagt Edmund Chmeliczek voraus, der als Gebietsreferent beim Blutspendedienst für die Region 10 zuständig ist. „Das Land versorgt die Städte“, weiß er aus Erfahrung. Zu den Rekordhaltern gehört der Landkreis Eichstätt mit 11 000 Spendern pro Jahr. In den Kreisen Pfaffenhofen, Neuburg-Schrobenhausen und Kelheim sind es rund 7000, in  Ingolstadt  gerade mal 4000. kue