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Der Beruf als Berufung

Der Beruf als Berufung
Beilngries
erstellt am 25.09.2020 um 16:05 Uhr
aktualisiert am 01.10.2020 um 03:34 Uhr
Beilngries - Zwei Pflegekräfte haben bei der Beilngrieser Sozialstation des BRK-Kreisverbandes Eichstätt ihren neuen Arbeitsplatz gefunden. Weitere Kollegen wären herzlich willkommen, denn der Bedarf nach Pflege- und hauswirtschaftlichen Leistungen ist stark gewachsen, sagt Petra Schopper, die seit Februar dieses Jahres die Sozialstation gemeinsam mit Karola Reim leitet. Schopper ist sehr zufrieden, dass sich die beiden "Neuen" auf Anhieb bestens integriert haben und sich wohlfühlen.

 Während Eleonore Hoffmann (33) aus Denkendorf nur stundenweise neben ihrem Vollzeitjob in Kösching beim BRK Beilngries arbeitet, ist Sabine Helgath (57) aus Breitenbrunn fast in Vollzeit für 30 Stunden angestellt. Beide lieben ihren Beruf, versichern sie. "Es ist eine sehr dankbare Arbeit mit schönen Gesprächen mit den Patienten oder Bewohnern. Wenn jemand nach einiger Zeit die Pflege nicht mehr benötigt, weil er gesund ist, oder auch, weil ein Patient stirbt, fällt der Abschied schwer. 90 Prozent aller Patienten sind toll und wachsen wirklich ans Herz", versichert Hoffmann. Sie bekomme von den Menschen viel Dankbarkeit und Anerkennung zurück: "Arbeiten direkt mit Menschen ist so viel anders als im Büro oder gar mit Maschinen. Es gibt immer Motivation, weiterzumachen." Sie hat 2012 ihre Ausbildung zur Altenpflegerin absolviert, mittlerweile weiterführende Ausbildungen als Praxisanleiter und Pflegedienstleiter hinzugefügt. Der Sozialstation in Beilngries bescheinigt sie bereits nach nur wenigen Wochen Dienst ein sehr gutes Arbeitsklima zwischen Kollegen und Vorgesetzten. Darüber freut sich nicht nur Petra Schopper, sondern auch BRK-Kreisgeschäftsführer Michael Gorum. "Das ist uns wichtig. Wir fordern sogar ein, dass unsere Mitarbeiter mitdenken, offen ihre Meinung sagen. Wenn etwas zu verbessern ist, dann möchten wir das wissen und haben immer ein offenes Ohr", versichert er, denn "der Mensch soll bei uns im Mittelpunkt stehen - das gilt für Patienten wie Mitarbeiter gleichermaßen". Gerade wegen dieser Einstellung hat Sabine Helgath den Weg nach Beilngries gefunden. "Ich habe beim Kreisverband Neumarkt gearbeitet, wollte aber mal etwas Anderes sehen, mich weiterorientieren. Zuerst dachte ich daran, so wie früher schon, wieder auf einer Intensivstation zu arbeiten. Dann aber habe ich einen Artikel über die Sozialstation Beilngries gelesen und war von der Menschlichkeit, die dabei rüberkam, begeistert. Also dachte ich: Das versuche ich", erzählt die Altenpflegerin. Erst mit 50 Jahren hat sie sich überhaupt für diesen Beruf entschieden, vorher im kaufmännischen Bereich gearbeitet. "Aber im Kopf hatte ich immer das als Traumberuf, ich könnte mir jetzt nichts Anderes mehr vorstellen. Mein Leitsatz ist: Kleine Kinder, kranke und alte Menschen oder Tiere brauchen unsere Hilfe. Alle anderen können selbst für sich sorgen." Von ihrem Beruf als Berufung überzeugt sind auch Gertrud Klein (48) aus Plankstetten und Silke Kolb (51) aus Kinding, die beide eine Ausbildung als Krankenschwester haben, sowie Petra Regnet (47) aus Unteremmendorf, die im hauswirtschaftlichen Bereich für das BRK tätig ist. "Es ist einfach schön, wie sich die Patienten freuen, wenn wir kommen. Da man ja über lange Zeit mit den selben Menschen zu tun hat, bekommt man viel vom Leben der Patienten mit, baut Nähe auf", erzählt Kolb. Für sie sind zudem die flexiblen Arbeitszeiten ein Pluspunkt. Gorum: "Wir versuchen, soweit es irgendwie möglich ist, bei uns auf die Wünsche unserer Mitarbeiter einzugehen und Lösungen zu finden. Glücklicherweise sind auch die Kolleginnen untereinander ein tolles Team. Fällt jemand kurzfristig aus, kann man sich auf die Anderen verlassen." Für den Tätigkeitsbereich von Petra Regnet gäbe es weit mehr Anfragen, als Personal vorhanden ist. "Ich bin flexibel einsetzbar und erledige bei Personen mit Pflegegrad alle Arbeiten im Haushalt. Das geht vom Wäsche waschen oder Putzen über Einkaufen oder mal einen Kuchen backen bis hin zum Bügeln oder sogar Gartenarbeit", erzählt Regnet. Auch bei ihr steht der menschliche Umgang im Vordergrund. "Den Angehörigen ist es vielleicht vorrangig, dass alles sauber ist. Aber für die Patienten ist es oft wichtiger, ein freundliches Gesicht zu sehen, jemand zu haben, der auch mal zuhört. Sie warten darauf, dass man kommt. Dieser Beruf braucht die richtige Einstellung zu den Menschen und gerade das mag ich sehr." Dass man sich gut kennenlernt, kommt ganz automatisch. "Ich habe vor zweieinhalb Jahren hier angefangen und betreue noch immer Patienten der ersten Stunde mit", erzählt Regnet. Für den Bereich Hauswirtschaft ist es möglich, dass interessierte Personen angelernt werden, auch wenn sie den Beruf nicht erlernt haben. "Jeder, der sich vielleicht schon ehrenamtlich um einen Nachbarn kümmert, könnte diese Arbeit im Grunde über uns abwickeln und damit auch versichert sein und einen kleinen Verdienst erzielen", wirbt Gorum, der noch einmal betont: "Neue Kollegen, auch nur stundenweise, sind bei uns immer willkommen. Wir würden gerne künftig Nachwuchs selbst ausbilden. Dazu fehlt uns allerdings momentan noch eine als Praxisanleiter ausgebildete Fachkraft, die nicht nur geringfügig arbeiten möchte. So jemanden würden wir vom Fleck weg sofort einstellen." DK Regine Adam